Der Tennisclub Oberursel hat eine Erfolgsgeschichte zu erzählen, die nun offiziell ihren Abschluss gefunden hat: Es begann in den 80er Jahren, als Walter Schrank, Jürgen Reinbold, Bodo Thiele und Peter Beiling den Kern einer Tennismannschaft aus Oberurseler Spielern bildeten, die den Aufstieg in die Regionalliga der Senioren schaffte. Die einzige hessische Mannschaft in dieser Spielklasse wurde schnell zu einem Anziehungspunkt für starke und bekannte Spieler aus der näheren und weiteren Umgebung. Dazu zählten etwa Alex Sorgenfrei (Spieler in der Hessenauswahl), Walter Straehle, Armin Paul, Albrecht Friebe und Günter Herrmann. Walter Staehle und Armin Paul standen sogar im Endspiel um die deutsche Doppel-Meisterschaft. Es ist bei dem damaligen Mannschaftsführer Peter Beiling noch heute das Bedauern zu spüren, dass der Sieg durch einen Fehler bei einem einfachen Matchball vergeben wurde.
Später verstärkten die Mannschaft Spieler wie Werner Schlereth, unter den TOP 10 der Deutschen und Europäischen Ranglisten, Wolfgang Zscherlich, in den 1960er Jahren Torhüter bei der Frankfurter Eintracht und in der Studenten-Nationalmannschaft, Habbo Heeren, Horst Burgmann, Bernd Büchel. „ Ganz wichtig bei der Gewinnung neuer Spieler war uns nicht allein die Spielstärke, vielmehr war für uns entscheidend, dass es menschlich passte“, erinnert sich Peter Beiling.
In den Jahren 1994, 1995 (als Herren 55 und 60) und 2000 (als Herren 60) stand die Mannschaft aus Oberursel als Südwestdeutscher Meister dreimal in der Endrunde um die Deutsche Vereinsmeisterschaft. Peter Beiling, Mannschaftsführer dieser Erfolgsgeschichte, ist noch heute stolz darauf, dass sie diesen Erfolg als echte „Edelamateure“ ohne jegliche finanzielle Unterstützung erreicht haben. „Je höher wir in den Spielklassen aufstiegen, umso mehr trafen wir auf Mannschaften, die sich bezahlte Verstärkung aus dem In- und Ausland holten. Trotzdem konnten wir mit diesen Profis mithalten, zumal wir besonders auch auf den hinteren Mannschaftsplätzen sehr stark besetzt waren.“ Beiling erinnert sich, wie er in der Endrunde 1994 in Kempten gegen den früheren Tischtennis-Weltmeister spielte (und leider verlor).
Und auch dem sportlichen Dauerrivalen TC Bad Homburg gibt er einen Seitenhieb mit: „Natürlich hat es uns auch stolz gemacht, dass wir in unserer Altersklasse damals sportlich erfolgreicher waren als die Konkurrenten aus dem Nachbarort.“
Beiling, ehemaliger Notar aus Oberursel, spielte seit seinem 16. Lebensjahr im TCO und beendete seine Tenniskarriere im Jahr 2016 mit 80 Jahren. Er hat nach seiner Schätzung die meisten Spiele aller Mitglieder im TCO bestritten und in seiner langen Karriere auch die komplette Entwicklung des Tennissports miterlebt: den Wechsel von weißen zu gelben Bällen, der Beginn mit Schlägern aus Holz, später Aluminium, der berühmte Prince-Schläger mit großem Kopf bis zu den heute üblichen Rackets aus Verbundwerkstoffen wie Carbon.
Nach den spektakulären Erfolgen in den späten 90er Jahren kam der große Umbruch bei den Herren 70. Viele Spieler schieden aus Altersgründen bzw. Verletzungen aus. Zudem musste die Mannschaft von Bernd Büchel und Horst Brugmann Abschied nehmen. Neue Spieler kamen mit Werner Schlereth (TOP-10-Spieler in der deutschen, europäischen und Weltrangliste), Ferdie Seebauer Harals Koltz, Christian Otto, Manfred Nürnberg und Werner Pries, der 2016 nach dem Rücktritt von Peter Beiling zum Mannschaftsführer gewählt wurde, hinzu.
Diese Mannschaft spielte noch einige Jahre in der Hessenliga, ab 2018 dann in der Verbands- und später in der Gruppenliga. Nach einer zweijährigen Corona-Zwangspause haben die Spieler 2022 den Verbleib in der Gruppenliga gesichert. Aufgrund von Verletzungen war diese Saison jedoch nicht so erfolgreich wie erhofft. Für die neue Saison 2023 wurde nach intensiver Diskussion entschieden, keine Mannschaft für die Punkterunde mehr zu melden.
Damit geht eine historische Erfolgsgeschichte des TCO zu Ende. Mannschaftsführer Werner Pries hat eine einleuchtende Erklärung: „Es wird immer schwieriger, eine komplette Mannschaft aufzustellen. Wir sind schließlich alle mit fast bzw. über 80 in die Jahre gekommen. Außerdem ist die Verletzungsanfälligkeit bei vielen Spielern zu groß geworden. Wir spielen zwar mit Leidenschaft weiter Tennis, aber ohne den Druck einer Wettkampfsaison.“